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Preisträger Viollier Preis 2018

01.06.2018
Anlässlich der Jahresversammlung der Schweizerischen Gesellschaft für Allgemeine und Innere Medizin (SGAIM) wird der Viollier Preis zum 16. Mal vergeben. Den mit CHF 10‘000 dotierten Preis darf PD Dr. med. Nicolas Bonnet, Hôpitaux Universitaires Genève, persönlich von Dr. med. Edouard H. Viollier entgegennehmen.
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Mit dem Viollier Preis wird jedes Jahr eine wissenschaftliche Originalpublikation über klinische und experimentelle Forschungsarbeiten mit labormedizinischer Relevanz (Klinische Labordiagnostik, Kardiologie, Pathologie und ART) ausgezeichnet. Der Preis steht unter dem Patronat der SGAIM und wird jeweils an der Jahresversammlung dieser Gesellschaft vergeben.

Dieses Jahr durfte die Jury aus 12 ausgezeichneten Arbeiten auswählen, die allesamt in angesehenen internationalen Fachzeitschriften publiziert wurden. Nach eingehender Diskussion fiel die Wahl auf die Arbeit ‘Serum Levels of a Cathepsin-K Generated Periostin Fragment Predict Incident Low-Trauma Fractures in Postmenopausal Women Independently of BMD and FRAX’, welche in der renommierten Zeitschrift Journal of Bone and Mineral Research, im Jahre 2017 erschienen ist.

Fragilitätsfrakturen sind ein grosses klinisches und öffentliches Gesundheitsproblem: Eine von zwei Frauen und einer von fünf Männern wird eine osteoporotische Fraktur nach dem Alter von 50 Jahren erleiden; doch die Identifizierung von Patienten mit hohem Frakturrisiko bleibt schwierig. Periostin (POSTN) ist ein Protein, das hauptsächlich im Periost von Erwachsenen exprimiert wird. Das Periost bedeckt lange Knochen und spielt eine wichtige Rolle bei der Kontrolle des Knochendurchmessers und damit der Knochenfestigkeit. Gegenwärtig gibt es keine nicht-invasiven biologischen Instrumente zur Beurteilung des Perioststoffwechsels. Periostin wird hauptsächlich durch periostale Osteoblasten und Osteozyten exprimiert und trägt zum Knochenstoffwechsel bei, indem es die Kollagenvernetzung und die periostale Knochenbildung reguliert und den Aussendurchmesser des Knochens bestimmt. Seine Expression im Knochen nimmt als Reaktion auf Bewegung und Nebenschilddrüsenhormonwirkung zu und korreliert mit kortikalen Knocheneffekten.

Periostin ist ein sekretiertes Protein und kann daher im peripheren Blut nachgewiesen werden. Erhöhte Gesamtperiostinwerte wurden mit einem Frakturrisiko in Verbindung gebracht, insbesondere mit nicht-wirbelartigen Frakturen bei postmenopausalen Frauen. Dennoch ist das Gesamtperiostin nicht spezifisch für den Knochen und kann bei einer Reihe anderer Erkrankungen, einschliesslich Herzkrankheiten und Krebs ebenfalls erhöht sein. Die höhere Spezifität für Knochen des durch Kathepsin K verdauten Periostinfragments (K-POSTN) stellt somit einen idealen Kandidaten für die Diagnose von Osteoporose dar.

In diesem Zusammenhang haben die Autoren einen neuen ELISA für ein Periostinfragment entwickelt, das aus der Verdauung durch Kathepsin-K stammt (K-POSTN). Die Autoren gingen davon aus, dass zirkulierende K-POSTN-Werte mit Knochenbrüchigkeit in Verbindung gebracht werden können. In ihrer Untersuchung konnten sie denn auch zeigen, dass zirkulierendes K-POSTN Frakturen unabhängig von den routinemässig in Kliniken verwendeten Werkzeugen wie Knochenmineraldichte, Knochenumsatz-Marker und FRAX Score bei postmenopausalen Frauen der Geneva Retirees Cohort (GERICO –Kohorte), bestehend aus 695 Frauen, voraussagt. Dieser Test wird nun in einer anderen unabhängigen Kohorte weiter getestet. Wenn sich ihr Nutzen bestätigt, wird dadurch die Diagnostik der Knochenbrüchigkeit nicht nur bei Osteoporose, sondern auch bei chronischen Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes deutlich verbessert werden können.

 

Quelle: Nicolas Bonnet, Emmanuel Biver, Thierry Chevalley, Rene Rizzoli, Patrick Garnero, and Serge L Ferrari. Serum Levels of a Cathepsin-K Generated Periostin Fragment Predict Incident Low-Trauma Fractures in Postmenopausal Women Independently of BMD and FRAX.
Journal of Bone and Mineral Research, Vol. 32, No. 11, November 2017, pp 2232–2238.